Refraktion:

So wird die Brechkraft der Augenlinsen ermittelt

Die Brechkraft der Augenlinsen ermöglicht scharfes Sehen. Wird sie von Fehlsichtigkeiten oder Erkrankungen eingeschränkt, ermittelt der Augenarzt oder Augenoptiker mittels Refraktion exakt die individuelle Abweichung. Modernste Untersuchungstechnik liefert präzise Messwerte als Grundlage für das Anfertigen der Korrekturlinsen.

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Refraktion: Brechkraft der Augenlinsen und ihre Messung

Refraktion hat zwei Bedeutungen: Zum einen bezeichnet der Begriff die Gesamtbrechkraft des optischen Apparats im Auge. Zum anderen wird auch die genaue Ermittlung der individuellen Sehschärfe als Ergebnis der Brechkraft Refraktion oder Refraktionsermittlung genannt.

Das scharfe Abbild eines gesehenen Objekts wird von den einzelnen Elementen des optischen Apparats im Auge erzeugt:

  • Die glasklare Hornhaut bricht das Licht gleich bei Eintritt ins Auge. Anteil an der Gesamtbrechkraft: circa 75 Prozent.

  • Das im vorderen Bereich des Auges befindliche Kammerwasser verringert die Gesamtbrechkraft um drei Prozent.

  • Die flexible Augenlinse trägt die fehlenden circa 25 Prozent zur Gesamtbrechkraft bei.

Nachdem der Lichtstrahl in mehreren Stationen des optischen Apparats gebrochen und scharf gestellt wurde, ist der Prozess der Refraktion abgeschlossen. Bei einem gesunden Auge entsteht auf der Netzhaut ein scharfes Abbild des gesehenen Objekts.

 

Objektive Refraktion: Automatische Voruntersuchung

Die Refraktion oder Refraktionsbestimmung ist ein wichtiger Bestandteil von Sehtests und vielen augenärztlichen Untersuchungen. Mittels spezialisierter Geräte lässt sich die individuelle Brechkraft des optischen Apparates sehr genau bestimmen. Die Ergebnisse liefern Rückschlüsse auf die tatsächliche Sehschärfe der Testperson und im Fall einer Fehlsichtigkeit zugleich die Werte für die Kontaktlinsen- oder Brillenglasbestimmung.

Sehtests beginnen zumeist mit der sogenannten objektiven Refraktion. Mittels Autorefraktometer wird auf Basis einer Infrarot-Bildprojektion die Gesamtbrechkraft des optischen Apparats gemessen. Die Testperson schaut dabei lediglich in die Okulare des Geräts, das eigenständig über mehrere Messstufen die konkrete Leistungsfähigkeit des Augenlinsensystems ermittelt. Bei diesem automatisierten Verfahren muss die Testperson keine Einstellungen bestätigen oder Fragen nach scharf oder unscharf beantworten. Die Messwerte dienen dann als Grundlage für die anschließende subjektive Refraktion.

Auch ein weiteres, Skiaskopie genanntes, Messverfahren liefert ohne aktives Zutun der Testperson präzise Ergebnisse zur Gesamtbrechkraft der Augenlinsen. Mittels pupillenerweiternder Tropfen wird zuerst die Akkomodation (Fern-Nah-Anpassung des Auges) unterbunden. Dann beobachtet der Augenarzt oder Augenoptiker anhand der Bewegungen eines von ihm erzeugten Lichtreflexes auf dem Augenhintergrund die Brechkraft des optischen Apparats. Im Fall von Fehlsichtigkeit lassen sich dann auch die Dioptrie-Werte der benötigten Korrekturlinsen ermitteln.

Subjektive Refraktion: Individuelle Bestimmung der Sehschärfe

Die objektive Refraktion liefert zwar exakte physikalische Werte. Doch viele Menschen hätten nicht den Eindruck der perfekten Sehfehlerkorrektur, wenn sie durch eine nach diesen Messergebnissen geschliffene Brille schauen würden. Die objektive Refraktion bildet die individuelle Sehleistung nicht wirklichkeitsnah ab, da beispielsweise die Akkomodation unberücksichtigt bleibt. Darum wird die Basismessung der objektiven Refraktion durch die subjektive Refraktion ergänzt.

Die subjektive Refraktion ist keine passive, sondern eine aktive Messprozedur. Der Augenarzt oder Augenoptiker nimmt die vom Autorefraktometer gelieferten Messdaten als Ausgangsbasis für die Einstellung des Phoropters. Dieses optische Hochpräzisionsmessgerät für die Sehschärfenbestimmung kann beim Blick der Testperson durch die Okulare unterschiedlichste Linsen zuschalten. Während die Person auf einer Sehtafel Buchstaben, Zahlen oder die Öffnungen von Landolt-Ringen (grafische Zeichen zur Sehschärfenbestimmung) erkennen muss, verändert der Augenarzt oder Augenoptiker die Projektion in feinen Schritten. Die Testperson sagt jeweils, ob das Bild schärfer oder unschärfer wird.

Zuerst werden die Augen einzeln gemessen, dann gemeinsam. Liegt eine Fehlsichtigkeit vor, liefern die Untersuchungsergebnisse jene Korrekturwerte, mit denen wieder optimal scharfes Sehen möglich ist. Die Messwerte, bei denen die Testperson das Gefühl angenehmen und scharfen Sehens hatte, dienen dann zugleich zur Kontaktlinsen- oder Brillenglasbestimmung. Die Ermittlung einer möglichen Weitsichtigkeit wird oft noch mit einer einfachen Messbrille vorgenommen, bei der von Hand Korrekturlinsen in einem oben offenen Brillenrahmen eingesteckt werden.

Im Gegensatz zu einer einfachen Messbrille, lassen sich mit der neu entwickelten 3D-Refraktion beide Augen zugleich vermessen. Dieses geschieht unter Verwendung spezieller Filtereinsätze im Phoropter. Die Testperson bemerkt weder den Wechsel vom Vermessen des einen Auges zum anderen, noch muss sie Zahlen- oder Buchstabenreihen vorlesen. Sie sieht lediglich eine dreidimensionale Landschaft.

Refraktionsermittlung bei Kindern

Die Refraktion bei Kindern erfordert viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen. Die objektive Refraktion wird auch bei ihnen mit Autorefraktometer und der Skiaskopie vorgenommen, wenn die Kinder noch nicht sprechen können.

Kann das Kind bereits die Frage nach scharfer oder unscharfer Wahrnehmung beantworten, aber noch nicht lesen, werden bei der subjektiven Refraktion vom Phoropter Bildsymbole eingeblendet, die das Kind erkennen und benennen muss. Ein häufiger Wechsel der gezeigten Symbole verhindert, dass das Kind die Objekte auch bei unscharfem Sehen benennt, weil es die Aufgabe schnell und positiv abschließen und die Erwartungshaltung erfüllen möchte.

Refraktion und Fehlsichtigkeit

Ergebnis der Refraktion sind Sehwerte in Dioptrien. Obwohl der optische Apparat eines gesunden Auges eine Gesamtbrechkraft zwischen 59 bis 65 Dioptrien aufweist, wird die gemessene Sehleistung mit null beziehungsweise bei Vorliegen einer Fehlsichtigkeit mit niedrigen Plus- oder Minus-Dioptrie-Werten angegeben. Eine schwache Kurzsichtigkeit von -2 Dioptrien bezeichnet den nötigen Korrekturwert, mit dem per Brille oder Kontaktlinsen wieder scharf gesehen werden kann. Der Grad einer Weitsichtigkeit und Alterssichtigkeit wird in Plus-Dioptrien angegeben.

Stellt ein Augenoptiker bei der Refraktionsmessung erstmalig eine Sehschwäche fest, sollte sich eine augenärztliche Untersuchung anschließen. Unscharfes Sehen kann auch Symptom einer ernsten Augenerkrankung wie Grauer Star, Grüner Star oder Hornhauttrübung sein, deren Behandlung frühestmöglich einsetzen sollte. Auch anderweitige Krankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Nierenerkrankungen können die Sehschärfe beeinflussen. Grundsätzlich ist der Augenoptiker für eine Refraktion der richtige Ansprechpartner, der bei den Messvorgängen oft sogar mehr Erfahrung aufweisen kann als ein Augenarzt.

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