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Lärm, Infektionen, Vererbung, das Alter: Schwerhörigkeit kann viele Ursachen haben. Wer sie kennt, kann sein Gehör effektiv vor Schäden schützen – und weiß, in welchen Fällen ein Hörverlust ausgeglichen werden kann. Je nach Ursache helfen unterschiedliche Maßnahmen.
Warum höre ich schlechter als andere Menschen? Was sind die Ursachen von Schwerhörigkeit? Das fragten sich sicher schon unsere Vorfahren in grauer Vorzeit – für sie war ein gutes Gehör eine Frage auf Leben und Tod: Wer das raschelnde Gras nicht hörte, ahnte nichts von dem heranschleichenden Säbelzahntiger.
Auch heute erfüllen unsere Ohren diese Schutzfunktion, warnen zum Beispiel im Straßenverkehr vor einem plötzlich heranrasenden Auto.
Allerdings: Im Gegensatz zu früheren Zeiten wissen wir heute viel mehr über unser Hörorgan – dank enormer Fortschritte in der modernen Medizin sind die möglichen Ursachen für Schwerhörigkeit weitgehend bekannt.
Folgende Faktoren können zu einem Hörverlust führen:
Lärm
– je lauter und je länger Geräusche auf das Ohr einwirken, desto höher ist das Risiko für eine dauerhafte Schwerhörigkeit – die Ursachen können laute Musik oder berufsbedingter Lärm sein. Vom Kleinkind bis zum Rentner sind Menschen jeden Alters betroffen.
Alter
– Verschleißerscheinungen, genetische Faktoren, Alterskrankheiten und die im Laufe des Lebens summierten Lärmeinwirkungen: All das steigert das Risiko für Schwerhörigkeit im Alter.
Krankheiten, Unfälle, Fremdkörper
– ein dauerhafter Hörverlust kann durch eine Erkrankung hervorgerufen werden, oder durch Verletzungen, die das Gehörorgan schädigen. Manchmal verstopfen Ohrenschmalz oder Fremdkörper den Gehörgang.
Vererbte Schwerhörigkeit
– etwa 0,1 bis 0,3 Prozent aller Kinder werden mit Schwerhörigkeit oder sogar Taubheit geboren. Damit stellen Hörschäden die häufigste angeborene Krankheit dar.
Zusammengefasst: Eine Schwerhörigkeit hat Ursachen, die entweder im Laufe des Lebens auftreten oder die angeboren sind – und die zu einem dauerhaften oder vorübergehenden Hörverlust führen können.
Wichtig für Betroffene und ihre Angehörigen: Rund 15 Millionen Menschen in Deutschland hören schlechter als normal. Wer eine verschlechterte Hörleistung bei sich bemerkt, steht also nicht allein da. Allerdings sollten bei Schwerhörigkeit die Ursachen unbedingt zeitnah abgeklärt werden. Erste Ansprechpartner sind Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Je nach Diagnose leiten sie die passende Behandlung ein oder empfehlen den Gang zum Hörakustiker. Der gleicht den Hörverlust mithilfe moderner, auf Wunsch auch nahezu unsichtbarer Hörgeräte in vielen Fällen komplett aus.
Gehörschutz, Hörgeräte oder Medikament? Wer die Ursachen von Hörschäden kennt, weiß auch, welche Gegenmaßnahmen die richtigen sind. Um das Risiko einer Schwerhörigkeit zu senken – oder eine verminderte Hörleistung wiederherzustellen.
Hals-Nasen-Ohren-Ärzte raten dazu, ab dem 50. Lebensjahr das Gehör alle zwei Jahre überprüfen zu lassen, denn das Risiko für Schwerhörigkeit nimmt im Alter zu.
Prof. Dr. med. Hans Behrbohm, HNO-Chefarzt,
Park-Klinik Weißensee in Berlin
„Wie alles am menschlichen Körper unterliegt auch das Ohr gewissen Verschleißerscheinungen. Mit zunehmendem Alter lässt das Hörvermögen, vor allem für die höheren Töne, nach.“
Den Betroffenen falle es zunehmend schwerer, ein Gespräch zu verstehen beziehungsweise dem Gesprächsverlauf zu folgen.
Statistiken zeigen, dass der prozentuale Anteil von Menschen mit Hörschäden mit zunehmendem Alter rapide ansteigt:
Bei den 40- bis 49-Jährigen sind lediglich 6 Prozent betroffen.
Bei den 50- bis 59-Jährigen sind es schon 25 Prozent.
Bei den 60- bis 69-Jährigen sind es 37 Prozent.
Bei den 70-Jährigen und älteren Personen sind es 54 Prozent.
Was die genauen Ursachen für Schwerhörigkeit im Alter sind? Das ist Medizinern zufolge noch nicht eindeutig geklärt.
„Vermutlich ist es eine Kombination verschiedener körperlicher Veränderungen“, erklärt Behrbohm. „Das können Ablagerungen von Stoffwechselprodukten in Zellen oder auch Elastizitätsverluste bestimmter Gewebe sein. Möglich ist auch eine lebenslange Anhäufung Gehör schädigender Ereignisse, wie dauerhafte Lärmbelästigung, Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten sowie Umweltgifte und Mittelohrerkrankungen.“
Abhilfe schaffen individuell angepasste Hörgeräte, welche die Schwerhörigkeit ausgleichen und bereits ohne Zuzahlung auf Rezept vom HNO-Arzt verschrieben werden.
Ein Schnupfen ist nicht immer harmlos: Einige Viren können zu einer Mittel- oder Innenohrentzündung führen. Neben Beschwerden wie unangenehmen Ohrenschmerzen und Fieber kommt häufig auch Hörverlust hinzu.
Die Schwerhörigkeit bei einer Erkältung geht meist darauf zurück, dass die sogenannte Paukenhöhle im Ohr infiziert ist – und die dort befindlichen Gehörknöchelchen den vom Trommelfell aufgenommenen Schall nur noch unvollständig an das Innenohr weitergeben können.
Mediziner sprechen deshalb meist von einer Schallleitungsschwerhörigkeit, wenn Schwerhörigkeit bei einer Erkältung vorliegt.
Wer an einem lärmintensiven Arbeitsplatz arbeitet, muss einen Gehörschutz tragen. Diese gesetzliche Regelung hat gute Gründe: Schwerhörigkeit gehört zu den offiziellen Berufskrankheiten – und führt hierzulande die Liste mit den meisten anerkannten Fällen an.
Die Rede ist dann meist von der Lärmschwerhörigkeit, die durch dauerhafte (chronische) Lärmeinwirkung verursacht wird.
Die Schwere der Lärmschwerhörigkeit schwankt je nach:
Lärmdauer
Lautstärke (Pegel)
der zeitlichen Verteilung der täglichen Lärmeinwirkung (Dauereinwirkung oder Unterbrechung durch Pausen)
individuellen Faktoren
Als besonders gefährlich gilt der sogenannte Impulslärm. Er wird durch kurze und laute Knalle oder Geräusche ausgelöst, zum Beispiel bei einer Schussabgabe oder einem explodierenden Silvesterböller.
Der für die Lautstärke zuständige Schalldruck wird in Pascal (pa, N/m2) gemessen. Die Tonhöhe (Frequenz), also die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde, misst man in Hertz (Hz).
„Die Lärmskala steigt dabei logarithmisch an“, sagt Hörspezialist Behrbohm. „Das heißt nichts anderes, als dass eine Zunahme von 10 dB einer Verdopplung der empfundenen Lautstärke entspricht.“
In Deutschland gelten die Arbeitsstättenverordnung und die Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung. Beide Vorschriften regeln den Lärmschutz am Arbeitsplatz und sollen die Beschäftigten vor gesundheitlichen Risiken durch berufsbedingten Lärm schützen.
Ab durchschnittlichen Lautstärken von 85 dB (A) – was einem Presslufthammer in zehn Metern Entfernung oder einem vorbeifahrenden Zug entspricht – müssen Arbeitgeber ihren Angestellten einen Hörschutz bereitstellen.
Zu den gefährdeten Berufsgruppen gehören beispielsweise:
Angestellte in der Flugzeugabfertigung
Straßenbauarbeiter
Diskotheken-Mitarbeiter
Landwirte und Angestellte in landwirtschaftlichen Betrieben
Brauerei-Mitarbeiter
Orchestermusiker
Lehrer und Kindergärtner
Trillerpfeifen, lautes Spielzeug oder eine verschleppte Mittelohrentzündung: Die Ursachen für Schwerhörigkeit bei Kindern und Jugendlichen sind in den meisten Fällen Freizeitlärm oder Krankheiten.
Laut einer Studie des Umweltbundesamts weisen rund 13 Prozent der Kinder hierzulande einen Hörverlust von mehr als 20 dB HL (HL=„Hearing Loss“) auf.
Bei Jugendlichen hat das regelmäßige Hören von lauter Musik über Kopfhörer, in Diskotheken oder auf Konzerten mitunter dramatische Folgen.
„Das gilt vor allem für Musik, die lauter ist als 100 dB“, weiß Hals-Nasen-Ohren-Arzt Behrbohm. „Sie kann dazu führen, dass die Sinneszellen im Ohr zugrunde gehen. Der Schall wird zwar weiterhin aufgefangen, die Sinneszellen sind aber nicht mehr in der Lage, sie weiterzuverarbeiten.“
Da Lärmschäden nicht heilbar sind, ist Vorsorge besonders wichtig. Immer gilt: Diagnostiziert der HNO-Arzt eine Lärmschwerhörigkeit, verschreibt er Hörgeräte.
Welches Modell geeignet ist, finden speziell für die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen geschulte Hörgeräteakustiker, sogenannte Pädakustiker, heraus. Die angepassten Hörgeräte gleichen den Hörverlust aus – und sind nahezu unsichtbar. Vor allem für junge Menschen in der Pubertät ein wichtiger Faktor. Lesen Sie hier mehr zu Schwerhörigkeit bei Kindern.
Einige Kinder werden mit einem Hörschaden geboren. Als Ursache kommt dann eine vererbte Schwerhörigkeit infrage – etwa der Hälfte der Fälle liegt eine solche genetisch bedingte Ursache zugrunde. Doch häufig lässt sich die genaue Ursache der Schwerhörigkeit bei Neugeborenen nicht bestimmen.
Wichtig ist die frühzeitige Diagnose und Behandlung der betroffenen Kinder, da sich die Schwerhörigkeit massiv auf ihre Entwicklung auswirken kann. Hier hilft das Neugeborenen-Hörscreening (NGHS), das Teil des Neugeborenen-Screenings ist und die Früherkennung von Hörschädigungen zum Ziel hat.
Auch hier gilt: Je nach Alter verschreiben HNO-Ärzte Hörgeräte, welche die Eltern gemeinsam mit einem geschulten Hörakustiker auswählen, damit sie optimal an die Bedürfnisse der Kinder angepasst werden.
Bei der Otosklerose handelt es sich um einen allmählichen Hörverlust. Bei dieser Krankheit ist der winzige Steigbügelknochen im Ohr am häufigsten betroffen.
Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer. Als auslösende Faktoren diskutieren Experten neben genetisch bedingten Faktoren eine örtliche Infektion mit dem Masernvirus sowie hormonelle Umstellungen, etwa in der Schwangerschaft.