Hören ist nicht nur einer der lebensnotwendigen Sinne des Menschen, Hören macht auch klug: Ein Hörtraining mit Musik kann das Arbeitsgedächtnis von Vorschulkindern fördern – und das Lernen erleichtern.
Das Arbeitsgedächtnis ist Bestandteil des Erinnerungsvermögens, es speichert und verarbeitet kurzfristig Informationen. Es muss eine ausreichend große Kapazität besitzen, um diese Informationen aufzunehmen und die geistige Aktivität zu fördern. Wenn diese Kapazität bei einem Kind nicht altersgemäß ausgebildet ist, kann das zu einer Beeinträchtigung der Lernfähigkeit führen. Einer solchen Beeinträchtigung lässt sich durch Gedächtnistraining mit Musik entgegensteuern, wie eine in der Fachzeitschrift „Praxis Sprache“ publizierte Studie zeigt.1 Entscheidend für die positiven Wechselwirkungen zwischen Gedächtnis und Musik ist, dass Musik und Sprache in den gleichen, sich teilweise überlappenden Hirnregionen verarbeitet werden.
Für die Studie wurden die Probanden, 92 Vorschulkinder mit Problemen beim Sprachverständnis, in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe nahm an einem musikbasierten Hörtraining teil. Die zweite erhielt eine konventionelle pädagogische Förderung. Die dritte Gruppe erhielt keine Maßnahmen, diente als Kontrollgruppe.
Die Kinder der ersten Gruppe absolvierten ihr Training etwa drei Monate lang. Sie hörten in diesem Zeitraum dreimal pro Woche 30 Minuten lang klassische Musikstücke über Kopfhörer, konnten sich währenddessen still beschäftigen, ganz wie sie wollten. Bei dem Gedächtnistraining mit Musik handelte es sich also um ein passives Training, die Kinder mussten nicht aktiv üben. Die Musikstücke von Bach, Mozart und Vivaldi wurden für die Untersuchung klanglich bearbeitet, um das auditive Gedächtnis der Kinder anzuregen. Das auditive Gedächtnis verarbeitet alle den Gehörsinn betreffenden Kurzzeitinformationen aus der Umwelt.
Die Auswertung der Studie zeigte, dass sich das auditive Gedächtnis der Teilnehmer am Hörtraining deutlich verbessert hatte. Die bessere Verarbeitung von Gehörtem traf besonders auf das Hochtonverstehen zu, dem Verstehen von hohen Frequenzen in gesprochenen Wörtern. Diese Fähigkeit ist bei Kindern mit Sprachdefiziten oft eingeschränkt.
Außerdem verbesserte sich bei den Probanden die Störschallfilterung: Sie konnten Sprache inmitten von Störgeräuschen besser verstehen. Auch die Lautdiskriminationsfähigkeit profitierte von dem Gedächtnistraining mit Musik. Lautdiskriminierung ist die Fähigkeit, ähnlich klingende Laute zu erkennen und zu unterscheiden. Sie ist sowohl für den Sprachunterricht als auch für den Lese- und Schreibunterricht wichtig.